
Einführung: Generative KI-Modelle wie ChatGPT oder GPT-4 sorgen derzeit für Aufsehen – nicht nur im Alltag, sondern auch im Bereich der Weiterbildung von Erwachsenen. Besonders in Unternehmen (z. B. für Mitarbeiterschulungen, interne Trainings oder Onboarding) verspricht diese Technologie personalisierte Lernerfahrungen und effizientere Wissensvermittlung. Doch wo enorme Chancen winken, lauern auch Risiken. Aktuelle Studien und Praxisbeispiele zeigen ein gemischtes Bild: KI-Tools können Lernprozesse revolutionieren, aber falsch eingesetzt auch Lernfortschritte bremsen. In diesem Blogartikel beleuchten wir Chancen und Risiken generativer KI in der Erwachsenenbildung, erklären Erkenntnisse der Studie “Generative AI Can Harm Learning” und diskutieren didaktische sowie technische Maßnahmen, um Nachteile zu minimieren. Außerdem stellen wir Praxisbeispiele vor – Unternehmen und Programme, die KI-gestützte Lernsysteme bereits erfolgreich einsetzen.
Chancen und Risiken generativer KI in der Weiterbildung
Generative KI bietet völlig neue Möglichkeiten für das Lernen Erwachsener. Sie kann personalisierte Tutoren, virtuelle Coaches und effiziente Content-Erstellung bedeuten. Gleichzeitig bestehen ernstzunehmende Herausforderungen – von Fehlinformationen bis zu Datenschutzproblemen. Die folgende Gegenüberstellung fasst zentrale Chancen und Risiken zusammen:
Chancen (Nutzen der KI) |
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Risiken (Herausforderungen) |
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Personalisiertes, adaptives Lernen: KI passt Inhalte und Lernwege individuell an den Wissensstand an. Lernende erhalten maßgeschneiderte Lernpfade, adaptive Übungen und auf sie zugeschnittene Unterstützung. Dies erhöht Relevanz und Lernerfolg. |
Oberflächliches Lernen durch Abhängigkeit: Ohne Leitplanken neigen Lernende dazu, KI als Krücke zu verwenden und weniger tief zu lernen. Eine Studie zeigte, dass Schüler mit ChatGPT zwar kurzfristig 48 % bessere Lösungen erzielten, ohne das Tool aber 17 % schlechter abschnitten als eine Kontrollgruppe – ein Hinweis, dass unreflektierte KI-Nutzung den Aufbau nachhaltiger Kompetenzen behindern kann.
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Effizienz und schnelle Inhaltserstellung: Generative KI kann Trainingsmaterial (Texte, Quiz, Simulationen) in Bruchteilen der Zeit erstellen, die manuell nötig wäre. Beispielsweise verkürzte ein Unternehmen (OpenText) die Entwicklungszeit für E-Learnings durch KI-Unterstützung um 62 %. Aktualisierungen und Übersetzungen lassen sich automatisieren, was Skalierbarkeit erhöht.
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Fehlerhafte oder halluzinierte Antworten: KI halluziniert bisweilen – sie kann falsche Fakten ausgeben, die überzeugend klingen. Ohne Prüfung übernehmen Lernende womöglich inkorrekte Informationen. Zudem können in Trainings kritische Fehler auftreten, wenn KI-Antworten unzuverlässig sind. |
24/7-Tutor und unmittelbares Feedback: KI-Chatbots stehen rund um die Uhr für Fragen zur Verfügung. Lernende bekommen in Echtzeit Erklärungen und Hinweise, anstatt auf den nächsten Coach-Termin zu warten. So fungiert ChatGPT etwa als “Lernbuddy”, der Fragen sofort beantwortet und Verständnislücken direkt klärt. Auch automatisiertes Feedback auf freie Antworten ist möglich, was schnelles Lernen fördert.
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Bias und Qualitätsprobleme: Generative KI reflektiert die Daten, auf denen sie trainiert wurde – damit sind Verzerrungen (Bias) nicht auszuschließen. Sie kann z. B. bestimmte Perspektiven bevorzugen oder unangemessene Inhalte generieren, die unbeabsichtigt in Lernmaterial gelangen. Unternehmen müssen zudem sicherstellen, dass KI-generierte Inhalte qualitativ hochwertig und praxisrelevant bleiben – eine Herausforderung ohne menschliche Qualitätskontrolle. |
Immersives und motivierendes Lernen: KI ermöglicht neuartige Lernsimulationen und Rollenspiele. So können etwa realitätsnahe Szenarien für Mitarbeitertrainings generiert werden (z. B. ein virtueller Kunde im Vertriebsgespräch). Durch interaktive Dialoge und Gamification-Elemente steigt die Motivation und Engagement der Lernenden. Routine-Schulungen (etwa Compliance) werden interessanter, wenn KI multimediale Inhalte oder Spiele daraus macht. | Datenschutz und Sicherheitsrisiken: Beim Einsatz externer KI besteht das Risiko, vertrauliche Firmendaten preiszugeben. Ein prominentes Beispiel ist Samsung: Mitarbeiter dort kopierten Quellcode in ChatGPT und prompt wurde intern entschieden, solche KI-Tools zu verbieten, bis geklärt ist, wie Daten sicher bleiben. Unternehmen müssen also Richtlinien schaffen, um Datenschutz und Compliance beim KI-Einsatz zu gewährleisten. |
Wie die Tabelle zeigt: Auf der Habenseite stehen maßgeschneiderte Lernerfahrungen, schnellere Inhalte-Produktion und motivierende, flexible Trainings. KI-Tutoren können jeden Mitarbeitenden individuell fördern – etwas, das klassische Schulungen kaum leisten. Doch die Kehrseite darf nicht ignoriert werden. Unbedachter KI-Einsatz kann Lernprozesse sabotieren (wenn z. B. nur noch die Maschine denkt und der Mensch passiv bleibt) und falsche Informationen oder Verzerrungen einschleusen. Hinzu kommen organisatorische Fragen: Wie schützen wir sensible Daten? Wie verhindern wir, dass Mitarbeiter blind der KI vertrauen? Diese Risiken gilt es proaktiv zu managen, damit die Chancen voll zum Tragen kommen.
Wenn KI das Lernen bremst: Lehren aus “Generative AI Can Harm Learning”
Eine wichtige Warnung liefert die Studie “Generative AI Can Harm Learning” (Bastani et al., 2024). Darin wurde untersucht, wie sich GPT-4 als Lernhilfe auf den Kenntnis-Erwerb auswirkt. Die Forscher führten ein Feldexperiment mit ~1.000 Schülerinnen und Schülern durch: Eine Gruppe durfte GPT-4 (ähnlich ChatGPT) frei als Tutor nutzen, eine zweite Gruppe nutzte eine speziell angepasste Version mit didaktischen Leitplanken (GPT Tutor), die dritte Gruppe lernte ohne KI. Das Ergebnis war aufschlussreich – und für die Erwachsenenbildung durchaus übertragbar:
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Kurzfristiger Erfolg, langfristiger Einbruch: Die frei mit ChatGPT lernende Gruppe (ohne Leitplanken) löste Übungsaufgaben zunächst 48 % besser als die Kontrollgruppe ohne KI. Sobald die KI-Hilfe jedoch entzogen wurde (Abschlusstest ohne GPT), sackte ihre Leistung ab – 17 % schlechter als im Kontrollvergleich. Mit anderen Worten: Die Teilnehmenden hatten sich zu stark auf die KI verlassen und weniger tief gelernt. Ihre tatsächlichen Fähigkeiten waren am Ende geringer als bei Leuten, die nie KI benutzt hatten. Dieses Phänomen – kurzfristige Performance-Steigerung, aber schwächerer Lerneffekt – wird als Paradoxon generativer KI beschrieben. Das passt zu Befürchtungen vieler Lehrkräfte, dass Schüler (oder auch erwachsene Lernende) durch Copy-Paste-Antworten den Stoff nicht mehr wirklich durchdringen.
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Mit Leitplanken kein Schaden: Erfreulicherweise zeigte die Studie auch einen Weg auf: Die zweite Gruppe, die GPT Tutor mit didaktischen Einschränkungen nutzte, erzielte 127 % bessere Ergebnisse in den Übungen und später vergleichbare Testergebnisse wie die Kontrollgruppe. Trotz intensiver KI-Nutzung traten hier also keine Lernnachteile auf. Die KI-Variante war so gestaltet, dass sie nur Hinweise statt Lösungen gab und falsche Rückmeldungen vermied. Dadurch hatten die Lernenden zwar Unterstützung, mussten aber weiterhin selbst denken und Probleme lösen. Fazit der Forscher:
Die negativen Lerneffekte lassen sich weitgehend neutralisieren, wenn generative KI mit pädagogischen Leitplanken eingesetzt wird.
Was bedeuten diese Ergebnisse für die Erwachsenenbildung im Unternehmen? Auch erwachsene Lernende könnten in die Abhängigkeits-Falle tappen, wenn KI-Tools unreflektiert eingesetzt werden. Ein neuer Mitarbeiter, der bei jeder kleinen Aufgabe sofort ChatGPT um die Lösung bittet, lernt weniger – und steht im Ernstfall (z. B. wenn kein KI-Zugang besteht oder kreatives Denken gefragt ist) schlechter da als jemand, der die Aufgaben ohne KI durchdrungen hat. Die Studie ist somit ein Warnsignal: Unternehmen sollten vermeiden, dass KI-basierte Lernhilfen zum ständigen Krückstock werden. Hamsa Bastani, Mitautorin der Studie, betont: Wenn Menschen beginnen, ihre fundamentalen Fähigkeiten aus Bequemlichkeit verkümmern zu lassen, könnten sie langfristig nicht mal mehr die KI-Outputs effektiv nutzen. Für Weiterbildner heißt das, das Lernen muss im Vordergrund stehen, nicht nur die schnelle Lösung.
Positiv zu vermerken: Erwachsene verfügen oft über mehr Selbstregulation und Berufserfahrung als Schüler, wodurch sie KI-Hilfen vielleicht bewusster einsetzen. Allerdings sind auch sie nicht gefeit vor kognitiven Abkürzungen. Die Kernlektion lautet daher: KI-Einsatz im Training ja – aber mit Konzept. Im nächsten Abschnitt betrachten wir konkrete Maßnahmen, um die beschriebenen negativen Effekte zu vermeiden und KI lernförderlich zu integrieren.
Best Practices: Didaktische und technische Maßnahmen für effektives Lernen mit KI
Wie kann man nun die Vorteile generativer KI nutzen, ohne in die Falle der Lernverschlechterung zu tappen? Sowohl Forschung als auch Praxis nennen hier verschiedene didaktische und technische Ansätze. Wichtig ist ein durchdachtes Lerndesign: KI sollte als Assistenz dienen, die Lernende aktiviert, nicht als Automat, der Denken abnimmt. Im Folgenden einige Best Practices, um negative Effekte zu minimieren und nachhaltiges Lernen zu fördern:
Maßnahme / Best Practice |
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Wirkung für besseres Lernen |
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Gezieltes Prompt-Design der KI: Die KI wird so instruiert, keinesfalls sofort die Lösung auszugeben, sondern Schritt für Schritt mit Fragen, Hinweisen und Erklärungen durch die Aufgabe zu führen. Beispiel: Das GPT Tutor-Modell der Studie nutzte System-Prompts, die GPT-4 anleiteten, Hinweise statt Antworten zu geben. So bleiben Lernende kognitiv aktiv und erarbeiten sich die Lösung weitgehend selbst.
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Verhindert „Abschreiben“ und fördert aktives Problemlösen. Lernende nutzen die KI wie einen Tutor, der sie auf den richtigen Weg stupst, anstatt fertige Antworten zu präsentieren. Dadurch werden Verständnis und Transferleistung gestärkt, weil der Lösungsprozess erlebt wird.
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Abgestufte Hilfestellungen (Scaffolding): KI-Unterstützung sollte dosiert und abnehmend angeboten werden. Anstatt sofort die schwierigste Aufgabe allein zu stellen oder die komplette Lösung zu liefern, gibt es zunächst Hinweise oder leichtere Teilaufgaben. Ist eine Hürde überwunden, kann die Hilfestellung reduziert werden. Dieses schrittweise Scaffolding kann auch technisch umgesetzt sein – z. B. erst auf Nachfrage der Lernenden liefert die KI zusätzliche Tipps. |
Baut Selbstständigkeit auf. Lernende erhalten zwar Unterstützung im Zone of Proximal Development, aber sobald sie fitter werden, „ziehen sich die Stützräder hoch“. So wird vermieden, dass man sich dauerhaft auf die KI stützt. Am Ende des Lernprozesses (z. B. bei einer Prüfung oder Praxisaufgabe) sollten die Teilnehmer zeigen, dass sie es ohne KI schaffen – so wie in der Studie, wo die Tutor-Gruppe schließlich ohne KI ebenso gut abschnitt wie die Kontrolle.
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Kontrolle und Coaching durch Menschen: KI ersetzt keine menschlichen Lehrpersonen oder Trainer. Lerncoaches sollten die KI-Interaktionen der Lernenden begleiten – etwa indem sie Protokolle der KI-Dialoge einsehen oder regelmäßige Reflexionsgespräche führen. So kann ein Coach erkennen, ob jemand die KI ungeeignet nutzt (z. B. nur Copy-Paste-Lösungen) und gegensteuern. Auch können menschliche Trainer die inhaltliche Richtigkeit der KI-Auskünfte überprüfen. Duolingo z. B. ließ KI-Antworten von Experten gegenlesen, um fachliche Korrektheit und angemessenen Ton sicherzustellen.
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Sichert die Qualität des Lernprozesses. Der Coach fungiert als zusätzlicher Qualitätsfilter und motiviert zu Reflektion: “Warum hat dir die KI diese Antwort gegeben? Kannst du sie nachvollziehen?” Diese menschliche Rückversicherung beugt Fehllernen vor und stellt sicher, dass die KI wirklich als Lernhilfe dient. |
Transparenz und klare Regeln für KI-Nutzung: Ein oft genannter Tipp von Pädagogen ist, mit den Lernenden offen zu besprechen, wann und wie KI genutzt werden darf. Wird dies nämlich dem Zufall überlassen, können falsche Anreize entstehen („Einerseits sollen wir selber lernen, andererseits gibt’s da ein Tool, das alles ausspuckt…“). Stattdessen sollten Unternehmen Leitlinien definieren: Zum Beispiel dürfen Mitarbeitende ChatGPT als Ideenlieferant oder zum Brainstorming einsetzen, nicht aber um Prüfungsfragen direkt zu beantworten. Auch ethische Aspekte (kein Plagiieren von KI-Texten, Wahrung der Vertraulichkeit) gehören in solche Richtlinien. Ein Experte rät: „Seid ehrlich und unterstützend, aber auch konsequent und einheitlich darin, wie und wann ChatGPT genutzt werden darf“.
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Schafft Verlässlichkeit und verhindert Missbrauch. Klare KI-Richtlinien sorgen dafür, dass Lernende wissen, woran sie sind, und die produktive, nicht die trügerische Seite der KI nutzen. Außerdem lernen sie, KI ethisch und verantwortlich einzusetzen – eine Kompetenz, die angesichts der Verbreitung solcher Tools immer wichtiger wird. |
Faktencheck und Datenqualität sichern: Technisch sollte die KI-Integration so gestaltet sein, dass Fehlinformationen minimiert werden. Zum einen kann dies durch die Auswahl geeigneter KI-Modelle oder das Fine-Tuning auf firmeneigenes Wissen geschehen (damit die Antworten aktuell und korrekt sind). Zum anderen zeigen Ansätze wie GPT Tutor, dass man der KI im Hintergrund korrekte Lösungen und Zusatzwissen mitgeben kann, damit sie keine falschen Antworten erfindet. Zudem ist es sinnvoll, Nutzern beizubringen, KI-Antworten immer kritisch zu hinterfragen und mit verlässlichen Quellen oder eigenem Fachwissen gegen zu prüfen. | Gewährleistet Vertrauenswürdigkeit der Lerninhalte. Wenn die KI nur geprüfte oder relevante Informationen verwendet, sinkt das Risiko, dass Lernende falsches Wissen abspeichern. Ein integraler Bestandteil ist auch, die Lernenden zu befähigen, Quellenbewertung zu betreiben – also nicht alles zu glauben, was die KI ausgibt. So bleibt der Einsatz der KI ein Gewinn und führt nicht auf Holzwege. |
Praxisbeispiele: KI-gestütztes Lernen im Unternehmen
Zahlreiche Organisationen experimentieren bereits erfolgreich mit KI in der Weiterbildung. Hier sind einige konkrete Beispiele, die zeigen, wie generative KI heute schon eingesetzt wird:
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Duolingo – KI-Tutor für Sprachen: Die Sprachlern-App Duolingo (mit überwiegend erwachsenen Lernenden) hat eine Premium-Stufe Duolingo Max eingeführt, die vollständig auf GPT-4 basiert. Dabei können Nutzer in Rollenspielen mit einem KI-Chatbot interagieren – etwa virtuell Kaffee auf Französisch bestellen oder über Urlaubspläne sprechen. Die KI reagiert wie ein Gesprächspartner und gibt im Anschluss Feedback zur Sprachwahl und Korrektheit. Außerdem gibt es die Funktion „Explain My Answer“: Nach einer Übung erklärt der KI-Tutor dem Lernenden, warum seine Antwort richtig oder falsch war, und liefert Beispiele zur Vertiefung. Duolingo achtet dabei darauf, dass die KI pädagogisch sinnvoll agiert – menschliche Fachexperten entwerfen die Szenarien und kontrollieren den Ton, damit die Hilfestellungen hilfreich und motivierend bleiben. Das Ergebnis: Eine personalisierte, interaktive Lernerfahrung für Millionen Nutzer, die in eigenem Tempo üben können. (vgl. Duolingo)
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Khan Academy – „Khanmigo“ als virtueller Tutor: Khan Academy, eine Non-Profit-Bildungsplattform, testet seit 2023 einen KI-Assistenten namens Khanmigo, der mit GPT-4 betrieben wird. Khanmigo fungiert als persönlicher Tutor in Fächern wie Mathematik, Naturwissenschaften oder sogar beim Schreiben von Aufsätzen. Das Besondere: Anders als ein generisches ChatGPT gibt Khanmigo nicht einfach Lösungen vor, sondern stellt Fragen und gibt Hinweise, um den Lernenden selbst zur Lösung zu führen. Sal Khan (Gründer der Plattform) betont, dass Khanmigo so konzipiert ist, dass es wie ein guter Lehrer agiert – es hilft beim Denken, ohne die Denkarbeit abzunehmen. Erste Pilot-Schulen und Nutzer berichten, dass dies das Lernen deutlich erleichtert, da jeder Schüler unmittelbares Feedback und erklärende Gespräche bekommt, ähnlich wie in einer 1:1-Nachhilfe. Obwohl Khanmigo primär im Schulbereich getestet wird, lassen sich die Erkenntnisse auf die Erwachsenenbildung übertragen: Ein gut eingestellter KI-Tutor kann auch berufliche Weiterbildungen individueller und effektiver machen. (vgl. Khanmigo)
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Onboarding-Assistent bei Hitachi: Der Technologiekonzern Hitachi (rund 300.000 Mitarbeiter weltweit) sah sich beim Onboarding neuer Mitarbeiter der Herausforderung gegenüber, diese über Kontinente hinweg einheitlich und effizient einzuarbeiten. Die Lösung: Ein KI-gestützter digitaler Assistent, der neuen Mitarbeitenden rund um die Uhr zur Seite steht. Dieser Chatbot beantwortet im natürlichen Sprachstil häufige Fragen (von „Wie beantrage ich Urlaub?“ bis „Wo finde ich das Handbuch für Tool X?“) sofort und zuverlässig. Gerade weil die Belegschaft in verschiedenen Zeitzonen arbeitet, erwies sich dieser 24/7-Zugriff als äußerst hilfreich. Das Ergebnis: Die Einarbeitungszeit verkürzt sich, HR-Abteilungen werden entlastet, und neue Kolleg:innen fühlen sich schneller zurechtfindend und unterstützt. Ähnliche Ansätze nutzen auch kleinere Firmen – etwa setzt eine US-Kreditgenossenschaft KI ein, um automatisch alle Systemzugänge für Neue rechtzeitig bereitzustellen und Standardfragen zu klären. KI macht hier das Onboarding schneller und angenehmer, ohne den menschlichen Faktor (persönliche Begrüßung, Teameinbindung) zu ersetzen. (vgl. businessinsider)
Fazit
Generative KI in der Erwachsenenbildung ist ein klassisches „Doppel-Werkzeug“: Wie ein Hammer kann sie etwas aufbauen – oder, falsch benutzt, beschädigen. Die aktuellen Studien und Erfahrungen zeigen, dass die Chancen überwiegen, sofern man die Spielregeln beachtet. Durch KI können Lerninhalte personalisiert, skalierbar und mit hohem Engagement vermittelt werden. Jeder Lernende kann im Grunde seinen eigenen digitalen Tutor haben, der ihn individuell fördert. Unternehmen profitieren von schnellerer Erstellung von Trainingsmaterial und flexibleren Weiterbildungspfaden für ihre Mitarbeiter.
Gleichzeitig ist Vorsicht geboten: Unbegleiteter KI-Einsatz birgt Risiken von Lernverlusten, Fehlinformationen und Vertrauensbrüchen. Die gute Nachricht ist, dass wir diese Risiken managen können. Mit didaktischen Leitplanken (Prompt-Design, abgestufte Hilfen, etc.), klaren Regeln und menschlicher Aufsicht wird aus der KI ein Hebel, der Menschen höher hinausheben kann, anstatt eine Krücke, die sie schwächer macht. Es liegt an Bildungsanbieter und Unternehmen, diese Rahmenbedingungen zu schaffen.
Die Zukunft der Erwachsenenbildung ist hybrid: Ein starkes Zusammenspiel von Mensch und Maschine
Abschließend lässt sich sagen: KI-Tools wie ChatGPT, Googles Gemini oder Metas Llama werden die Weiterbildung nicht ersetzen, aber bereichern. Sie nehmen uns Routine ab, eröffnen neue Lernwelten und fordern uns zugleich heraus, Lernen neu zu denken. Die vielleicht wichtigste Aufgabe besteht darin, Lernende wie Lehrende im kompetenten Umgang mit KI zu schulen. Gelingt das, wird generative KI zu einem Motor für das lebenslange Lernen – vom Onboarding des Berufsanfängers bis zur fortlaufenden Qualifizierung von Fachkräften. Die Zukunft der Erwachsenenbildung ist hybrid: Ein starkes Zusammenspiel von Mensch und Maschine, bei dem der Mensch dank KI mehr lernen kann als je zuvor. Lassen wir die KI also für uns arbeiten – mit Bedacht und Kreativität – um Weiterbildung auf das nächste Level zu heben. Die Revolution hat begonnen, und wer die Chancen nutzt, wird im Wettlauf um Wissen und Fähigkeiten einen klaren Vorteil haben.